THIS IS A THRESHOLD, THIS IS A THRESHOLD, THIS IS A THRESHOLD, THIS IS A THRESHOLD, THIS IS A THRESHOLD

  • Video Essay
  • 10’’40, looped
  • with Lukas Beyer, Seda Tunç, Mert Moralı
  • Akademie Schloss Solitude
  • 2025

[Schwelle]

Schwellen sind Orte des Übergangs. Sie schreiben sich in Körper und Sprache, in Architektur, in gesellschaftliche und staatliche Strukturen ein. Dabei markieren sie das Dazwischen – zwischen Innen und Außen, zwischen Privat und Öffentlichem, Körper und Prothese. Schwellen sind nicht unbedingt gewaltsam, sondern können leise, fast unsichtbar, aber auch laut und spürbar passieren. Sie entziehen sich festen Zuständen und machen auf konstruierte Ordnungen und Kontinuitäten aufmerksam und wie diese sich gegenseitig modulieren.

[Side-Chain]

Bei dem in der Musikproduktion angewandte Verfahren der Side-Chain moduliert oder verdrängt ein Signal ein anderes. Diese Bearbeitung ist wiederum abhängig von der Position (bzw. Verschiebung) der Schwelle – und kann so als Modell schwellenhafter Dynamiken verstanden werden. Sie verweist auf affektive Steuerung: Ein Signal (Klang, Stimme, Körper, Geste) wird zurückgedrängt, damit ein anderes hervortritt. 

[Körper]

Die Erfahrung von Schwellen ist untrennbar mit Körperlichkeit verknüpft. Der Körper strukturiert, wie wir Schwellen wahrnehmen und durchqueren. Er ist Träger und Medium dieser Schwellenmomente. Erweiterungen wie Prothesen verschieben dabei die Grenzen des Körpers. Das Verhältnis von Prothese und Körperlichkeit ist raumbezogen, konditioniert und von soziopolitischen Zuständen geprägt. 

[Stimme]

Ein markanter Schwellenbereich manifestiert sich in der Stimme: Unser Körper wird zum Klangkörper und schafft einen akustischen Übergang nach außen. Mit performativen Körperbewegungen und die damit einhergehende Übertretung der Schwelle wird jene moduliert – und exponiert ihre Körperlichkeit.

[Sprache]

Die Stimme bildet dabei die physische Grundlage sprachlicher Artikulation. Wo die Stimme in Sprache übergeht, lassen sich Schwellen markieren oder auslöschen. Sprache überbrückt symbolische Leerstellen und verleiht Übergängen Artikulation. In der Sprache werden Ordnungen nicht nur reproduziert, sondern auch infrage gestellt: Übergänge können kontrolliert, reguliert oder unsichtbar gemacht werden – zugleich eröffnen sie Zwischenräume für Widerstand, Neubesetzung und Bedeutungsverschiebung.